28. X. 2005 - 3. XI 2005, Nr. 43 (708)
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Die Gemeinde Proskau steht vor dem Bankrott


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  • Wer hat etwas gegen den Antifaschisten Graf Matuschka?
    (2005-07-10)

    Michaels Denkmal

    Gedenken unerwünscht

    Der bis heute weithin bekannte Gegner des nationalsozialistischen Regimes und Landrat von Oppeln (1923-1933), Dr. Michael Graf von Matuschka, der viele Deutsche und Polen vor dem KZ Auschwitz bewahrte und am 14. September 1944 in Berlin gehängt wurde, muss im heutigen Oppeln noch immer auf eine Ehrung warten, weil eine Gemeinschaft von Wohn- und Geschäftsraumeigentümern dagegen ist. In Breslau dagegen hängt in dem Gymnasium, das Matuschka abgeschlossen hat, schon seit zehn Jahren eine Gedenktafel.

    Die Idee, am früheren Oppelner Landratsamt in der jetzigen Ulica Krakowska (früher Krakauer Straße) eine Gedenktafel anzubringen, stammt von der Schlesischen Stiftung für Kultur und Wissenschaft mit Professorin Joanna Rostropowicz an der Spitze. Viele Monate lang hatte die Stiftung Geld für die vom Bildhauer Adolf Panicz in Sandstein gemeißelte Tafel gesammelt. Einer Würdigung des Antifaschisten Graf Matuschka, der indirekt am Hitler-Attentat von 1944 beteiligt war (er wurde in der Attentätergruppe um Schulenberg erwähnt), hatte Oppelns Stadtpräsident in seinem Brief an den Oppelner Landrat Henryk Lakwa zugestimmt. In dem Schreiben heißt es: „(…) Ich teile Ihnen mit, dass der Verwalter der Immobilie sich damit einverstanden erklärt hat, dass an der Frontwand des Gebäudes an der ul. Krakowska 53 eine Gedenktafel angebracht wird. Im Anhang übersende ich Ihnen eine Kopie der Zustimmung.” Auch Maciej Mazurek, Chef der Oppelner Denkmalpflege, segnete die Idee ab.

    Breslau stolz auf Matuschka

    „Die Gedenktafel, die daran erinnert, dass Matuschka das Breslauer Gymnasium St. Matthias abgeschlossen hat, ist an der jetzigen Nationalanstalt Ossolineum aus dem Grund gestiftet worden, damit jeder Besucher dieser bedeutsamen Institution eine Ahnung davon bekommt, welch einen Vorboten unserer Tätigkeit wir gehabt haben”, sagte der Direktor, Dr. Adolf Juzwenko.
    Für sein Wirken ist Dr. jur. Michael Graf von Matuschka in Breslau zu einem „Wegbereiter der deutsch-polnischen Versöhnung” erklärt worden. Auf seinem Weg zum Galgen in Berlin-Plötzensee sagte er dem Gefängnisseelsorger Peter Buchholz: „Welch eine große Gnade ist es für mich, am Festtag der Erhebung des Heiligen Kreuzes gehängt zu werden.” Die Hinrichtung erfolgte am 14. September 1944.

    SA-Schläger verjagt

    Bekannt ist eine Aussage von Matuschkas Frau über das Verjagen von SA-Schlägern, die 1933 auf den Balkon des Landratsamtes vorgedrungen waren und dort eine Hakenkreuzfahne aufhängen wollten. Der Graf, ein Offizier im Ruhestand, gab darauf den Befehl: „Kehrt – marsch!” Die Schläger verließen das Gebäude.
    Eine Mappe der Schlesischen Stiftung Kultur und Wissenschaft enthält Warnungen des Grafen vor einer nahenden Katastrophe, verursacht von den Nazis, sowie an die Behörden gerichtete Gutachten, in denen festgestellt wurde, dass bestimmte Personen, denen mit Konzentrationslager gedroht wurde, keine Feinde Deutschlands waren. Die Geheimdienste des Dritten Reiches verfolgten eifrig die Tätigkeit von Graf Matuschka. Direkte Beweise für seine Beteiligung am Hitler-Attentat wurden nicht gefunden, es gab jedoch eine umfassende Korrespondenz mit Beteiligten der Verschwörung.

    Keine Abstimmung

    49 Prozent der Anteile an der Gemeinschaft von Raumeigentümern an der ul. Krakowska 53 in Oppeln, wo nach dem Krieg auch das Landratsamt seinen Sitz hatte, besitzt derzeit der Woiwodschaftsfonds für Umweltschutz. „Was die Gazeta Wyborcza Opole am 1. Juli geschrieben hat, stimmt nicht: Die Zeitung berichtete, der Umweltfonds sei auf dem fraglichen Treffen nicht vertreten gewesen. Wir waren dabei, und es wurde ein Beschlussentwurf verteilt, aber es gab keine Abstimmung über eine Gedenktafel. Man muss jetzt sinnvoll auf das Thema zurückkommen und erklären, worum es bei dem ganzen Missverständnis geht”, sagte dem SW Fondsvorsitzender Zbigniew Figas.